Die 7 größten Mythen über das Dessous-Nähen – und was wirklich stimmt!
Dessous nähen – das klingt nach filigraner Präzisionsarbeit, zarten Spitzenstoffen und einer Menge Know-how. Kein Wunder also, dass sich viele Hobbynäherinnen nicht so recht an dieses Thema herantrauen. „Zu kompliziert“, „Ich hab doch keine perfekte Figur dafür“ oder „Dafür braucht man bestimmt eine teure Spezialmaschine“… Kommt Dir das bekannt vor?
Zeit, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen! In diesem Artikel stelle ich Dir die sieben häufigsten Mythen über das Dessous-Nähen vor und erkläre Dir, warum Du Dich von ihnen nicht aufhalten lassen solltest. Denn eines steht fest: Dessous nähen ist für alle da! Es macht nicht nur Spaß, sondern kann auch ein echter Selbstbewusstseinsbooster sein.
Inhaltsverzeichnis
Mythos Nr. 1: Dessous nähen ist nur etwas für Profis
Das ist wohl der Klassiker unter den Mythen – und ehrlich gesagt, kann ich verstehen, warum er so hartnäckig ist. Dessous wirken auf den ersten Blick filigran, präzise und ein bisschen einschüchternd. Aber die Wahrheit ist: Auch Anfängerinnen können Dessous nähen. Es kommt nicht auf jahrelange Näherfahrung an, sondern darauf, sich Schritt für Schritt heranzutasten.
Statt Direkt mit einem komplexen Bügel-BH loszulegen, kannst Du mit einem einfachen Soft-BH oder einem Slip beginnen. Diese Projekte bestehen aus wenigen Schnittteilen, erfordern einfache Anpassungen und bringen dennoch schnelle Erfolgserlebnisse. Zudem helfen sie dabei, wichtige Techniken wie das Verarbeiten elastischer Stoffe oder das Einnähen von Gummibändern kennenzulernen.
Und ja – natürlich ist es eine andere Art des Nähens, als zum Beispiel das Nähen von Kleidung. Es ist feiner, manchmal auch ein bisschen fummeliger, aber genau das macht es spannend. Wenn Du neugierig bist und Lust hast, etwas Neues zu lernen, brauchst Du keine Profi-Ausrüstung oder ein Schneider-Diplom. Nur ein bisschen Geduld, eine Portion Neugier – und den Mut, einfach anzufangen.
Für erste Tipps zu den wenigen Dingen, die Du für das Dessous-Nähen benötigst, lies gerne einmal hier.
Für Schnittmuster Inspirationen findest Du viele tolle Tipps in meiner Schnittmuster-Sammlung.
👉 Auch als Anfängerin kannst Du Dessous nähen – mit einfachen Schnitten und etwas Geduld gelingt der Einstieg ganz leicht.
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Mythos Nr. 2: Man braucht eine spezielle Nähmaschine
Dieser Mythos hält viele davon ab, überhaupt anzufangen. Klar, es gibt Spezialmaschinen, Coverlocks, Overlocks und Co., aber brauchst Du das alles für Deine ersten Dessous? Ganz klar: Nein! Eine ganz normale Haushaltsnähmaschine reicht in den meisten Fällen völlig aus.
Hilfreich ist es, wenn Deine Maschine ein paar elastische Stiche beherrscht. Dazu gehört zum Beispiel der klassische Zickzack-Stich oder ein dreifacher Zickzack. Manche modernen Maschinen haben auch einen Overlockstich, den man super nutzen kann. Viel entscheidender ist jedoch, dass Du Dich mit deiner Maschine wohlfühlst und weißt, wie Du sie für feine Materialien einstellst.
Das heißt, Du solltest Deine Nadel austauschen (am besten zu einer Stretch- oder Jerseynadel greifen), den Nähfußdruck anpassen und eventuell etwas mit der Fadenspannung spielen. Auch ein Obertransportfuß oder ein Teflonfuß kann bei rutschigen Stoffen hilfreich sein, aber das sind keine Pflichtanschaffungen und sind mehr nice-to-have. Ich habe bis jetzt für keinen einzigen BH einen Obertransportfuß verwendet.
Wenn Du irgendwann tiefer einsteigen willst, kannst Du Deine Utensilien natürlich erweitern. Für die meisten Projekte ist Deine Nähmaschine bestimmt völlig ausreichend. Dessous-Nähen ist viel mehr Präzision und Feingefühl als Hightech.
Meinen Ausführlichen Blogartikel zu diesem Mythos findest Du hier.
👉 Eine ganz normale Haushaltsmaschine mit Zickzack-Stich reicht völlig aus – kein Technik-Overkill nötig!
Mythos Nr. 3: Gute Materialien für Dessous sind schwer zu finden
Noch so ein Vorurteil, das hartnäckig kursiert, aber inzwischen zum Glück völlig veraltet ist. Heute gibt es richtig viele tolle Möglichkeiten, an hochwertige Materialien zu kommen, ganz besonders online. Du musst also nicht erst ein Fachgeschäft mit Spezialabteilung finden (auch wenn das natürlich prima ist, wenn bei Dir gerade eins um die Ecke wäre).
Mittlerweile bieten viele Shops komplette Sets an. Du hast dann fertige Materialpakete für ein bestimmtes Projekt. Das spart Zeit die vielen Einzelteile in passender Farbe zusammen zustellen und verhindert Fehlkäufe. Du bekommst genau die richtigen Gummibänder, passende Spitze, Powernet und Futterstoffe in der passenden Menge. Gerade für den Einstieg ist das super praktisch und würde ich immer empfehlen. Später, nach den ersten Projekten kommt das Kombinieren und bestimmte Vorlieben von alleine.
Wenn Du Direkt lieber selbst kombinierst, dann achte bei der Materialwahl auf Qualität und Dehnbarkeit. Ein BH beispielsweise braucht nicht nur einen schönen Außenstoff, sondern auch stabilisierende Materialien im Rücken oder in den Cups. Panties dagegen profitieren von softer, gut dehnbarer Baumwolle oder Spitze mit etwas Rücksprung.
Sobald Du ein paar Projekte genäht hast, bekommst Du ein gutes Gespür dafür, was sich gut verarbeiten lässt und wie sich Materialien auf der Haut anfühlen. Und das Beste daran? Du kannst selbst entscheiden, was Du auf deiner Haut tragen willst, ohne Kompromisse.
👉 Es gibt heute viele Shops mit tollen Materialien und Sets, Du musst nur wissen, worauf Du achten solltest.
Mythos Nr. 4: Selbstgenähte Dessous sehen nie so schön aus wie gekaufte
Dieser Mythos ist eigentlich ziemlich schade, denn er unterschätzt völlig, wie schön handgemachte Dessous aussehen können. Der fertige BH im Laden sieht erst einmal perfekt aus, aber was da perfekt aussieht, ist oft ein Kompromiss in Sachen Passform, Qualität und Komfort. Die geringe Qualität der Materialien zeigt sich oft erst, wenn Du den BH anfasst oder auf dem Körper spürst. Ebenso wie Passform und Komfort. Dein Körper weiß, wann er sich wohlfühlt.
Wenn Du selbst nähst, kannst Du genau das entscheiden. Du bestimmst, welcher Stoff sich für Dich gut anfühlt. Du passt die Schnittform an Deine Figur an. Du bestimmst, wie viel Spitze, Transparenz oder Halt Du willst. Nebenbei entstehen Stücke, die wirklich zu Deinem Stil passen.
Zugegeben: Die ersten Teile sind vielleicht noch nicht perfekt, aber das ist normal. Jede Naht bringt Dich weiter, jede Anpassung verbessert den Sitz. Irgendwann hältst Du ein Dessous-Set in der Hand, das nicht nur toll aussieht, sondern auch noch perfekt passt. Und Du weißt: Das hast Du gemacht.
Genau darin liegt die Schönheit selbstgenähter Dessous, in der Individualität und dem Stolz auf die eigene Arbeit. Sie müssen nicht „perfekt“ sein, sie dürfen persönlich sein. Inzwischen sind meine selbstgenähten BHs meine Lieblingsteile und am Anfang hat mir keiner so recht geglaubt, dass ich meine BHs selbst nähe, weil sie einfach gut aussehen. Trau Dich, es lohnt sich!
👉 Mit ein bisschen Übung entstehen einzigartige Stücke, die nicht nur schön sind, sondern auch wirklich passen.
Mythos Nr. 5: Spitzenstoffe sind schwer zu verarbeiten
Spitze hat einen Ruf wie eine Diva, wunderschön, aber schwierig im Umgang. Ja, sie hat ihre Eigenheiten, aber mit ein paar Tricks wird aus der „Zicke“ ein ziemlich kooperatives Material.
Das Wichtigste zuerst: Nicht jede Spitze ist gleich.
Es gibt weich fallende, dehnbare Spitzen mit guter Rücksprungkraft und nicht dehnbare Spitzen. Für unterschiedliche Projekte ist beides für Unterwäsche geeignet. Im Gegensatz dazu gibt es starre, grob gearbeitete Spitzen, die eher für Deko gedacht sind. Wähle bewusst und teste den Stoff ruhig vor dem Zuschneiden aus.
Beim Nähen kann es helfen, die Spitze zu stabilisieren, z. B. mit Sprühstärke, wasserlöslichem Vlies oder Seidenpapier. Auch Wondertape kann Dir helfen, wenn Du auf Nummer sicher gehen willst. Viel wichtiger ist, dass Deine Maschine sauber transportiert und, dass Du nicht zu schnell nähst. Ein bisschen Feingefühl zahlt sich hier wirklich aus und Du brauchst die ganzen „Tricks“ oder „Helfer“ meistens gar nicht. Die Qualität der Spitzen ist auch ein sehr wichtiger Punkt. Ich habe noch mit keiner Spitze Probleme gehabt, die von Shops vertrieben wurden, die explizit für das Dessous-Nähen Materialpakete zusammengestellt haben.
Wenn Du erst einmal ein paar Projekte mit Spitze umgesetzt hast, wirst Du merken, dass Spitze gar nicht so schlimm wie ihr Ruf ist. Der Effekt, der mit ihr erreicht werden kann, leicht, verspielt, verführerisch, ist es auf jeden Fall wert!
👉 Mit etwas Feingefühl und hochwertigen Materialien wird auch Spitze zu einem gutmütigen Nähpartner.
Mythos Nr. 6: Dessous sind zu klein zum Nähen – das ist eine Fummelei!
Ja, Dessous bestehen oft aus kleinen, schmalen Schnittteilen, aber gerade das macht sie für mich auch spannend und sogar richtig praktisch. Du brauchst kaum Stoff, hast wenig Verschnitt und kannst mit kleinsten Reststücken etwas richtig Schönes zaubern.
Klar, beim Zuschneiden musst Du etwas sorgfältiger sein und sehr genau arbeiten. Das geht aber sehr gut, wenn Du Dir Zeit nimmst. Ich mache meistens den Zuschnitt als eine Näh-Session. Danach kommt meistens eine kleine Pause oder ich verschiebe die weiteren Schritte auf den nächsten Abend. Auch beim Nähen gilt, lieber langsam und exakt, statt schnell und hektisch. So entstehen saubere Ergebnisse, ohne dass Du fluchend und verzweifelt am Nähtisch sitzt.
Ein weiterer Vorteil der „Mini-Projekte“ ist, dass Du viele verschiedene Techniken ausprobieren kannst, ohne gleich ein Riesenprojekt vor Dir zu haben.
Du wirst außerdem schneller fertig. Ein Slip lässt sich in unter einer Stunde nähen, wenn Du einmal den Dreh raus hast. Das macht einfach Spaß und Du bekommst richtig Lust, gleich noch ein Teil zu nähen!
👉 Kleine Teile, große Wirkung; Dessous zu nähen erfordert präzises Arbeiten, aber es ist leicht machbar und besonders Stoff sparend.
Mythos Nr. 7: Ich habe keine Dessous-Figur – warum sollte ich mir welche nähen?
Dieser Mythos ist nicht nur falsch, sondern auch richtig schade. Denn was ist überhaupt eine „Dessous-Figur“? Die Industrie zeigt uns meist nur eine bestimmte Art von Körper, aber echte Körper sehen anders aus. Sie sind alle schön, auch Deiner.
Gerade beim Dessous-Nähen geht es darum, sich selbst etwas Gutes zu tun. Du kannst Schnitte so wählen und anpassen, dass sie Dir schmeicheln. Du entscheidest, wie viel Halt Du brauchst, wo Du Dich bedeckt oder sexy fühlen willst, und was Dir persönlich wichtig ist.
Niemand muss sich in knappe Spitze werfen, wenn das nicht zum eigenen Stil passt. Es gibt wunderbare, bequeme und schöne Schnitte. Sportlich, verspielt oder sinnlich, die Hauptsache ist, dass Du Dich wohlfühlst. Die selbstgenähten Dessous können genau dabei helfen, denn wenn nichts zwickt und die Brust nicht droht heraus zufallen, dann fühlst Du Dich alleine dadurch schon viel besser.
Sie geben Dir die Möglichkeit, Dich selbst wertzuschätzen, nicht wegen eines bestimmten Ideals, sondern einfach für Dich. Dabei geht es weniger um die Figur, sondern vielmehr um Kreativität, Freude am Selbermachen und ein gutes Gefühl für Dich selbst.
👉 Jede Figur ist eine Dessous-Figur! Du nähst für Dich, Deinen Körper und Dein Wohlgefühl.
Na, hast Du Dich in dem ein oder anderen Mythos wiedergefunden? Dann hoffe ich, dieser Artikel konnte Dir Mut machen, die Nähmaschine anzuwerfen und Dich ans Dessous-Nähen zu wagen. Es ist nicht immer alles sofort perfekt, aber gerade das macht den Reiz aus. Du lernst mit jedem Teil dazu, entwickelst deinen eigenen Stil und erschaffst etwas, das genau zu Dir passt.
Ob sportlich, romantisch, schlicht oder extravagant – selbstgenähte Dessous können alles sein. Vor allem aber: individuell, bequem und ein Ausdruck Deiner Persönlichkeit.
Warum noch warten? Dein erstes (oder nächstes) Dessous-Projekt wartet schon auf Dich.
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