Wie meine kreativen Hobbies mein Leben verändert haben
Diesen Blogartikel schreibe im Rahmen der Blogparade von Vera Favre mit dem dem Titel „Blogparade: Wie ein kreatives Hobby mein Leben verändert hat“. Ihren Aufruf zur Blogparade findest Du hier. Ein superschönes Thema, das mich sofort angesprochen hat.
Inhaltsverzeichnis
Die leise Kraft der Kreativität
Die Kreativität zeigt sich selten laut oder schrill. Sie ist oft ganz leise und kaum zu hören. Es ist eher ein Gefühl, etwas fließendes. Im „Flow sein“ trifft es sehr gut. Für mich ist die Kreativität ein Rückzugsort, dabei spielt es keine Rolle, ob ich so vertieft in der Musik bin, dass ich meine Umwelt nicht mehr wahrnehme, oder etwas mit meinen Händen erschaffe, als Kunstwerk aus Holz oder ein Nähwerk aus Stoff.
Stationen meines kreativen Wegs
Die Musik war mein erstes kreatives Zuhause. Als Schülerin habe ich fast jeden Tag Querflöte oder Klavier gespielt. Der erste Weg nach der Schule führte mich fast ausnahmslos zu meiner Querflöte oder zu meinem Klavier. Dort konnte ich Schulfrust, Ärger oder Freude ausdrücken, was mir mit Worten oft nicht gelang.

Nach meinem Studium begann ich zu schnitzen. Meine Mutter hatte eher zufällig Ankes Mitmachwerkstatt aufgetan und wenig später fand eine Schülerausstellung der Mitmachwerkstatt statt. Als ich mitten in diesen Kunstwerken stand, bekam ich selbst so viele Ideen, dass ich wenig später auch begann zu schnitzen. Der Holzgeruch, das Klopfen der Werkzeuge auf das Holz…ich betrete jedes Mal eine andere Welt, wenn ich die Werkstatt besuche. Die Zeit vergeht hier langsamer. Geduld und Ausdauer zu haben, fällt hier nicht schwer.


Das Nähen kam kurze Zeit später. Ich hatte eine Materialunverträglichkeit und wollte über die Materialien die meine Haut berühren selbst bestimmen. Meine Mutter hatte mir als ich 16 Jahre alt war, zwar die grundlegenden Dinge beigebracht, aber das war ein Weilchen her. Ich fing erst einmal mit einem Kissenbezug an, nähte Oberteile ab, so dass sie mir besser gefielen, und machte Wickeltaschen für die Geburt der Kinder rundherum. Kurze Zeit später nähte ich meinen ersten Slip.

Was sich durch kreatives Tun verändert hat
Ich habe durch die kreativen Tätigkeiten gelernt, dass es wichtig ist sich die Zeit zu nehmen, sich in der Musik zu verlieren oder Dinge zu erschaffen. Mir hat es sehr geholfen nicht in den Mami-Frust zu entgleiten. Die kreative Zeit, egal ob Schnitzen, Nähen oder Musik, hat mich entspannt und ich konnte die oft stressige Anfangszeit als Mutter viel besser genießen.
Durch das Schnitzen und den langen Prozess, teilweise bis zu einem Jahr, den es braucht bis ein Kunstwerk fertiggestellt ist, habe ich eine große Ausdauer und Geduld entwickelt. Das hilft mir auch für das Nähen. Eine halbe Stunde bedeutet für mich, Ausmessen und Schnittmuster ausdrucken oder Stoff ausschneiden. Ich habe mich von dem Gedanken entfernt alles an einem Abend schaffen zu müssen. Meine Projekte werden auch fertig, wenn ich mehrere Abende ein bisschen nähe. Meine Schnitzlehrerin sagt sehr regelmäßig „wir finden schon eine kreative Lösung“ und genau das beherzige ich beim Nähen oder auch auf der Arbeit. Es findet sich ein Weg. Immer.
Warum ich drangeblieben bin
Es gab Zeiten, wie die Säuglings- und Kleinkindphase von meinem Sohn, in der ich nicht besonders viel Kreatives gemacht habe. Auf Null habe ich das aber nie reduzieren können, weil irgendetwas mich immer zu kreativen Projekten gezogen hat. Das Nähen konnte ich sehr früh schon wieder zuhause machen. Teilweise war das richtig chaotisch. Ich saß am Esstisch und mein Mann und mein Sohn tobten um mich herum. Einige Zeit später habe ich auch das Schnitzen wieder angefangen. Das bedeutete ca. 40 min Autofahrt bis zur Werkstatt. Die Eltern unter den Lesern dieses Blogartikels werden wissen welcher Konflikt entsteht, wenn das kleine Kind die ersten Male „zurück gelassen“ wird. Mir hat es aber gleichzeitig auch sehr geholfen wieder entspannt und ruhig zur Familie zurückzukehren. Ohne etwas zu erschaffen, fehlt mir etwas. Dann bin ich nicht ganz.
Was ich über mich gelernt habe
Ich habe entdeckt, dass ich sehr viel Ausdauer und Geduld habe. Die Schnitzprojekte dauern oft ein halbes Jahr bis zu einem Jahr (ich schnitze 1x pro Woche 2-3 Stunden). In der Schnitztruppe schauen wir auch immer wieder was die anderen machen und motivieren uns gegenseitig. Der Abschluss größerer Schnitzwerke wird auch mal mit einem Sekt gefeiert.
Beim Nähen habe ich entdeckt, dass ich viel mutiger bin, als ich immer dachte. Das Sich-Herantrauen an neue und komplexere Nähprojekte wie an einen Rucksack oder an einen BH, habe ich anfangs nicht hinterfragt. Erst als dann Rückmeldungen kamen wie „Was?!? das hast Du Dich getraut?“ oder „Cool! So was machst Du?“, habe ich gemerkt, dass das nicht selbstverständlich ist den Schritt dann auch zu wagen. Mir macht es auch nichts, wenn ein Projekt mal nicht klappt oder ein Fehler passiert ist. Klar, ich ärgere mich, aber dann überlege ich wie ich es anders machen kann. Bis es funktioniert.
Ein Werk mit besonderer Bedeutung
Ich erinnere mich noch genau an mein erstes selbstgenähtes BH-Set. Es war bei weitem nicht perfekt. Die Abnäher der Cups waren nicht optimal, der Stoff etwas zu rauh, aber ich habe es mit Stolz getragen. Dieses Set trage ich jetzt nicht mehr, aber es war für mich ein wichtiger Meilenstein.
Was ich weitergeben möchte
Wenn du das Gefühl hast, dass Dir Kreativität im Leben fehlt, dann sei neugierig. Fange mit kleinen Schritten oder Projekten an und gib nicht auf, wenn es nicht sofort klappt. Fehler gehören zum Lernprozess dazu. Ich habe im Nachhinein oft über meine misslungenen Nähwerke geschmunzelt. Du wirst das bestimmt auch. Es ist so schön sich in diesem kreativen Flow zu befinden. Das wünsche ich jedem und jeder.
„Die Kreativität beginnt in dem Moment, in dem Du Dich traust, Du selbst zu sein.“
Henry Miller
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