BH wird Bikini-Top – eine universelle Anleitung

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BH wird Bikini-Top – eine universelle Anleitung

Einleitung

Einen Bikini zu finden, der richtig gut passt und bei dem nicht direkt das Gefühl entsteht, dass bei jedem kleinsten Hüpfer alles herausfällt, ist oft gar nicht so einfach. Beim Schwimmen oder am Strand ist viel Bewegung im Spiel und genau das sollte ein Bikini gut mitmachen.

Du hast schon gewonnen, wenn Du schon ein BH-Schnittmuster hast, dass Dir gut gefällt. Das kannst Du mit wenigen Umänderungen für einen Bikini abwandeln.

Ich zeige Dir die wichtigsten Schritte wie Du ein Bügel-BH Schnittmuster zu einem Bikini-Top umwandelst. Diese Änderungen sind nicht für ein spezielles Schnittmuster gültig und Du kannst sehr viele Bügel-BH-Schnittmuster auf diese Weise abändern.

Die Materialien müssen salz- und Chlorwasser resistent sein. Dafür musst Du einige Materialien austauschen. Das erkläre ich im Abschnitt Materialien genauer. Im nächsten Schritt wird das Schnittmuster selbst an die entsprechenden Gummis und Schnallen angepasst. Außerdem solltest Du Dir überlegen wie Du die Träger machen willst. Gerade über die Schulter oder gekreuzt über den Rücken für mehr Halt. Ich habe hier beides in Kombination gemacht.

Materialien

Materialien wie Lycra, powernet, Badelaminat, Bügelband, Badegummi Bügel, Bikiniverschluss

1 – Badelycra

2 – elastisches Powernet

3 – BH-Bügel

4 – Bikiniverschluss

5 – Bügelband

6 – Badegummi

7- Badelaminat (spezieller Schaumstoff für Bademode)

1) BHs werden üblicherweise aus Mikrofaser, Spitze oder ähnlichen Stoffen genäht. Gut ist es, wenn das Schnittmuster, dass Du verwenden möchtest eine Option für elastische Stoffe bietet. Die elastische Mikrofaser wird gegen Badelycra ersetzt. Es gibt auch einige Lycrastoffe, die auch für einen BH an sich funktionieren, die aber nicht darauf getestet sind, ob sie chlor- und salzwasserresistent sind. Bei Badylycra sind die Stoffe getestet und Du kannst sicher sein, dass Du lange Freude an Deinem Bikini hast.

2) Elastisches Powernet kannst Du auch für Bikinis verwenden. Powernet besteht im Wesentlichen aus Polyamid und das funktioniert auch sehr gut für den Bademodenbereich.

3) BH-Bügel sind beschichtet und funktionieren prima.

4) Es gibt in Plastik oder Metall spezielle Badeverschlüsse.

5) Du kannst das normale Bügelband auch für Bikinis verwenden.

6) Es gibt spezielles Badegummi. Dazu möchte ich Dir wirklich raten, weil sonst die Gummis sehr schnell ihre Spannkraft verlieren.

7) Es gibt spezielles Badelaminat als Einlage. Das ist etwas dünner als BH-Laminat und trocknet schneller.

Schnittmusteränderungen

seitlicher BH-Rahmen, Rückenband, Änderungen, Schnittmuster

Hier sieht man die Abänderung des seitlichen Rahmens und vom Rückenband in rosa dargestellt. In Schwarz siehst Du das Schnittmusterteil ohne Änderungen. Die untere Kante wird bei beiden Teilen auf Badegummibreite verschmälert. Bei mir waren das 0,8 cm.

Die obere Kante von dem seitlichen Rahmenteil und dem Rückenband müssen auch abgeändert werden. Ziel der Anpassung ist es, dass das seitlichen Rahmenteil und das Rückenband einen harmonischen Verlauf von der höchsten Stelle des Cuprahmens zur oberen Linie des Verschlusses bilden. Wichtig ist hier, dass die Höhe des Cuprahmens (dort wo der Bügel sitzt) nicht geändert wird. Die Bügel-Länge und Höhe soll bestehen bleiben. Solche Änderungen am Schnittmuster werden ohne Nahtzugabe gemacht. Wenn Du eine Nahtzugabe brauchst wird die dann nachträglich wieder zugefügt.

Steg, BH, Schnittmuster, Anpassung, Änderung

Der Steg wird ebenfalls abgeändert. Hier wird die Nahtzugabe auch auf Badegummibreite verschmälert. Ansonsten bleibt der Steg wie er ist. Wenn Du nur elastisches Powernet hast, dann kannst Du für den Steg etwas tricksen, indem Du den Powernet für den Steg zweimal ausschneidest und dabei den Stoff für den zweiten Zuschnitt um 90° drehst, so dass Du die Laufrichtung änderst. Wenn Du jetzt beide Schnittteile aus Powernet übereinander legst, wirst Du feststellen, dass Du ganz viel Elastizität heraus genommen hast.

Tipp: Schnittmuster vom Steg ein 2. Mal ausdrucken und als Lineal benutzen. Dann bekommst Du die Rundungen ohne Kurvenlineal hin.

Nähschritte

Träger, Bikini, Badelycra, Badegummi

Als erstes werden die Träger genäht. Es gibt mehr als eine Art Träger für Bademode herzustellen. Ich zeige Dir hier eine, die in Kombination mit dem aufliegenden Powerbar funktioniert. Es werden zwei Streifen aus Mikrofaser ausgeschnitten, die 3,5 cm x 80 cm breite sind. Auf diese Streifen wird das Badegummi mit einem speziellen Stich für Gummis aufgenäht oder mit einem breiten Zickzackstich (B 3,5-4 L 3,5). Je nachdem was Deine Nähmaschine für Stiche hat.

Powerbar mit Träger und Schema

Die Bänder mit dem bereits aufgenähten Badegummi werden auf die beiden Powerbars mit einem breiten Zickzackstich (B 3,5-4 L 3,5) aufgenäht (siehe 1.). In dem Schema siehst Du unter 2. wie der Träger um den Stoff des Powerbars gelegt wird. An dem Punkt, an dem der Powerbar aufhört, faltest Du einfach den Stoff auf die gleiche Weise weiter. So bekommst Du direkt einen schönen Träger und brauchst nicht noch einmal extra versäubern.

BH-Körbchen, Außenstoff

Das Nähen der BH-Körbchen/Cups ist genau wie bei einem klassischen BH. Zunächst nähst Du oberes und unteres Körbchenteil zusammen und faltest die Nahtzugaben innen um und steppst sie knappkantig ab.

Rahmen, BH-Nähen


Nun folgt der Bikini-Rahmen. Hier wird an die einzelnen Rahmenteile das Futter mit Hilfsnähten aufgenäht. Danach werden die einzelnen Rahmenteile, bestehend aus den beiden seitlichen Rahmenteilen und dem Steg zusammen gefügt.

BH-Rahmen und Rückenband


Das Rückenband wird unterschiedlich an den Rahmen genäht. Hier habe ich eine Methode gewählt bei der das Rahmenteil wie ein Sandwich in der Mitte liegt und von den beiden Rückenbändern umschlossen wird. Die Schichten werden zusammen genäht und die Rahmenteile werden umgeklappt. Anschließend liegen dann alle Nähte innen und scheuern bzw. drücken weniger.

Körbchen mit Powerbar und BH-Rahmen mit Rückenband

Der Rahmen ist fertig. Die Powerbars werden auf die Körbchen genäht.

Laminat Futter für die Körbchen

Das Futter aus Bade-Laminat gibt den Körbchen den nötigen Halt. Die einzelnen Teile hierfür werden Stoß an Stoß aneinander genäht. Bei den Kanten, die aneinander genäht werden, sollten die Nahtzugaben entfernt werden. In den meisten Schnittmustern ist das entweder gut beschrieben oder ist gibt separate Schnittteile, bei denen die Nahtzugaben schon entfernt worden sind.

BH-Körbchen mit Laminat Futter und Powerbars

Die Körbchen aus dem Außenstoff, hier Mikrofaser werden auf das Bade-Laminat Futter aufgenäht. Den Schritt mag ich sehr, weil der BH oder der Bikini an dieser Stelle einen großen Schritt in Richtung des fertigen Bikinis geht.

BH-RAhmen mit integrierten Körbchen


An dieser Stelle hast Du den Rahmen mit Rückenband fertig und die Körbchen mit den Powerbars. Das bedeutet, dass nun alles für das Einsetzen der BH-Körbchen in den Rahmen bereit ist. Das Bügelband wird aufgenäht, die Badegummis an den unteren Kanten werden auf die Nahtzugabe von innen genäht, umgeklappt und noch einmal mit einem weiten Zickzackstich festgenäht. Versäubern und fertig. Die oberen Kanten von Körbchen, Rahmenteil und Rückenband habe ich auf ähnliche Weise gearbeitet wie die Kante an dem Powerbar. Ich habe mir wieder einen Mikrofaser-Streifen (3,5 cm breit ca. 80 cm lang) zurecht geschnitten und wie bei dem Träger erst das Badegummi aufgenäht und dann um die Kante herum gelegt, so dass am Ende keine Versäuberung notwendig ist. Die Verlängerung an der äußeren Kante des Powerbars ist auch hier gleichzeitig wieder der Träger. Hier sind pro Seite zwei Träger vorhanden. Die inneren Träger habe ich über dem Rücken gekreuzt und die äußeren Träger laufen gerade herunter. Das Kreuzen der inneren Träger sorgt für Stabilität, das ist gerade beim Schwimmen sehr praktisch. Du kannst aber auch beide Träger jeweils senkrecht und parallel nebeneinander am Rückenband befestigen.

Details Bikini, Träger, Verstärkung Powerbar


Ich verwende bei Bikinis keine Ringe und Slider, sondern stelle mir die Träger auf meine Größe passend ein und befestige sie dann. Ich mag es nicht wenn Metallringe durch die Sonne heiß werden und Plastik mag ich nicht, weil es schneller kaputt geht. Den einzelnen Metallverschluss am Rücken nehme ich in Kauf. Nun fehlen noch Details wie die Bügel einschieben und die Bügelband-Enden verriegeln, den Powerbar befestigen und den Verschluss festnähen.

Rückansicht Bikini

Rückenansicht des Bikinis mit inneren überkreuzten Trägern.

Bikini-Top Vorderansicht

Vorderansicht Bikini-Top

Geschafft! Der Bikini ist fertig. Insgesamt sind es hauptsächlich Materialanpassungen und wirklich kleine Schnittmusterveränderungen, um von einem BH-Schnittmuster zu einem Bikini zu kommen.

Ich hoffe, dass Du jetzt ganz viel Lust bekommen hast, Dir einen Bikini aus Deinem Lieblings-BH-Schnittmuster zu machen! 👙💫

Wenn Du Fragen oder Anregungen hierzu hast, dann schreib mir einfach einen Kommentar oder eine Email. 👙

Viel Vergnügen beim Ausprobieren!